Bericht Exkursion Brüssel der EF / Sozialwissenschaften (Wirtschaft)

Tag 1:

Nach einer kurzen Zugfahrt wurde in der zentral gelegenen Unterkunft eingecheckt und der erste Programmpunkt stand ab 15:00 Uhr auf dem Plan: Stadtführung durch einen echten Brüsseler mit hervorragenden Deutschkenntnissen. Unser rüstiger Brüsseler Rentner war sehr authentisch und hervorragend vorbereitet: So wusste er bereits über unsere Schule zu berichten, dass wir Niederländisch als zweite Fremdsprache anbieten. Aber auch das Französische, unsere dritte Fremdsprache, kommt in Brüssel nicht zu kurz. Auf der Führung lernte unsere Gruppe nicht nur das historische Stadtzentrum und den belgischen Königspalast kennen, sondern erfuhr auch sehr viel über die Geschichte Belgiens, mit seiner interessanten wie herausfordernden politischen Situation. So hörten wir gespannt, dass die geografische Lage - zwischen Frankreich und Deutschland gelegen - in der Vergangenheit eher ein Grund zur Besorgnis und das ausschlaggebende Argument für die Wahl der Monarchie als Staatsform war, anstelle einer modernen Republik. Auch das dunkle Kapitel der Kolonialzeit wurde nicht ausgelassen, was unsere Führung sehr glaubwürdig erscheinen ließ.

Tag 2:

Der längste Tag war selbstverständlich für die Institutionen der Europäischen Union reserviert, zunächst aber ging es in das Haus der europäischen Geschichte. Hier werden die Schrecken des Totalitarismus im 20. Jahrhundert eindrucksvoll vor Augen geführt, bevor die meist grauenhaft brutalen Diktaturen dann nach Ende des II. Weltkrieges schrittweise wieder durch Demokratien abgelöst wurden. Dieses dunkle Kapitel einmal im europäischen Vergleich zu betrachten ist eine große Errungenschaft, die dieses Museum hervorragend umsetzt. So weiß man die heutigen, an den Menschenrechten ausgerichteten modernen Staaten gleich viel mehr zu schätzen. Audioguides zum besseren Verständnis liegen in allen 24 Amtssprachen für die Besucher*innen bereit.

Ebenso wie im Parlamentarium, dem nächsten Programmpunkt unserer Exkursion. Hier stehen die Etappen des europäischen Integrationsprozesses sowie das demokratische Herz der EU, das europäische Parlament, im Vordergrund der Ausstellung. Das historisch einzigartige Friedensprojekt begann offiziell mit der Schuman-Erklärung am 9. Mai 1950 und der Europäischen Gemeinschaft zur Produktion von Kohle und Stahl (EGKS). Später wurde die europäische Zusammenarbeit weiter vertieft und auf bis heute insgesamt 27 Mitgliedsländer ausgedehnt. Seit 1979 finden die Wahlen zum europäischen Parlament im regelmäßigen Abstand von 5 Jahren statt.

Dies alles konnte man noch eindringlicher erfahren bei unserem Highlight des zweiten Tages: Einer Begehung der Arbeitsräume des Europäischen Parlamentes und des Plenarsaales von Brüssel. Hier sitzen nicht nur 705 Abgeordnete bei offiziellen Abstimmungen, sondern auch eine große Anzahl von Simultandolmetschern, die eine aktuelle Rede innerhalb kürzester Zeit „live“ in die anderen Amtssprachen übersetzen müssen. Laut offiziellen Kontrollaufzeichnungen liegt die Quote der richtigen Übersetzungen dabei bei beeindruckenden 95 Prozent.

Tag 3:

An Tag 3 stand mit dem Atomium noch einmal ein echtes Brüsseler Wahrzeichen auf dem Programm, es beherbergt eine interessante Ausstellung über die Expo von 1958, zu deren Anlass das Atomium sowie ein weitläufiges Messegelände gebaut wurden. Heute sieht man an den zahlreichen Solarpanelen auf sämtlichen Hallendächern der ehemaligen Weltausstellung, dass die Energiewende auch in Brüssel bereits angekommen ist.

Nachdem das gute Wetter dem Regen gewichen war, wurde es Zeit, die Rückreise anzutreten in Zügen der Deutschen Bahn, aber mit deutlich günstigeren Tickets von der Belgischen Eisenbahngesellschaft. Der europäische Binnenmarkt funktioniert also auch bei grenzüberschreitenden Reisen hervorragend.

Aber auch ohne die Lehren der Ökonomie komplett verstanden zu haben, war die Fahrt nach Brüssel eine hervorragende Erfahrung, die das politische, soziale und historische Wissen zur Europäischen Union für alle erweitert hat, die daran teilgenommen haben.