Beweggründe

zur Errichtung einer Gesamtschule für die Gemeinden Gangelt und Selfkant


Der ein oder andere hat sich sicherlich schon die Frage gestellt, warum wollten die Gemeinde Gangelt und Selfkant nun eine Gesamtschule einführen. Welche Beweggründe haben die Kommunen bewogen, diese Entscheidung zu treffen. Auf dieser Seite soll Ihnen dies verdeutlicht werden.

 1. Demografischer Wandel

Die Auswirkungen des Demografischen Wandels stellen Gesetzgeber, Kommunen, Wohlfahrtseinrichtungen, Wirtschaft und Bürger vor neue Aufgaben. Die Folgen wirken sich auf zahlreiche Handlungsfelder aus wie zum Beispiel die Schulen. Für die Gemeinde Selfkant sieht das wie folgt aus:

Einer Studie der vom Kreis Heinsberg in Auftrag gegebenen kreisweiten Schulentwicklungsplanung zufolge werden die Schülerzahlen im Kreis Heinsberg drastisch zurückgehen. Andere Statistiken (IT NRW, Bertelsmann) zufolge sollen die Zahlen noch deutlicher sinken. Darum müssen Schulen geschlossen werden und Lehrangebote in größeren Schulen können nicht mehr in der jetzigen Breite angeboten werden.

2. Image Hauptschulen

Umfragen haben ergeben, dass nur noch knapp zehn Prozent ihr Kind freiwillig auf eine Hauptschule schicken. Die rund 5000 Hauptschulen in Deutschland sind damit trotz der enormen Bemühungen das Ergebnis eines negativen Ausleseprozesses geworden.

Gewinner dieser Entwicklung sind die Gymnasien, die trotz sinkender Geburtenzahlen beständig steigende Übergangsquoten verzeichnen. Ein Blick ins Ausland wird zum Blick in die Zukunft: In Schweden, Finnland und Australien haben nach OECD-Angaben 70 bis 80 Prozent der Schulabgänger die Studienberechtigung. In Deutschland sind es lediglich 40 Prozent. Auch die Realschulen spielen weiterhin vorn mit. Sie sind auf dem besten Weg, die Rolle der Hauptschule als Basisbildungsgang zu übernehmen.

Die Hauptschulen in Gangelt und Selfkant waren seit Jahren bemüht, diesem Trend entgegenzuwirken und haben eine sehr gute Arbeit geleistet. Trotz alledem sind die Schülerzahlen sinkend. Die Realschule des Zweckverbandes Gangelt-Selfkant hat bis heute einen sehr guten Ruf weit über die Grenzen des Kreises Heinsberg hinaus. Aber auch hier wird aufgrund des demografischen Wandels das Bildungsangebot nur schwer aufrecht zu erhalten sein. 

3. Kreisweite Schulentwicklung

Mit Blick auf diese vielfältigen Veränderungen und Entwicklungen kommt der Schulentwicklungsplanung als Grundlage für die von den einzelnen Schulträgern zu treffenden schulorganisatorischen Entscheidungen eine wachsende Bedeutung zu.

In seiner Sitzung am 18.12.2008 beschloss der Kreistag daher einstimmig die Erstellung eines kreisweiten Schulentwicklungsplanes; den Auftrag hierzu erhielt die Projektgruppe Bildung und Region in Bonn, die am 01.06.2010 in der Aula des Gymnasiums Hückelhoven ihr umfangreiches Gutachten vorstellte.

Folgenden Aussagen bekräftigen die Gemeinden in der Einführung einer Gesamtschule:

" Im Westen fehlen Abiturplätze"

"Angeregt wird die Gründung einer Gesamtschule in den Westkommunen (Anm.: gemeint ist Gangelt, Selfkant). Die Räume der Doppelstandorte wären in den Räumen des Realschulgebäudes in Gangelt und der Hauptschulgebäudes in Selfkant zu suchen. (Anm.: Die Dächer sind gebaut)."

Nachfolgende Grafik zeigt die Verteilung der Abiturplätze im Kreis Heinsberg: 

4. Bestrebungen der Landesregierung

Die finanzielle Ausstattung der Gemeinden durch das Land NRW wird jährlich im Gemeindefinanzierungsgesetz geregelt. Auf der Basis der Ausgangszahlen in Abhängigkeit von Fläche, Einwohner, Schülern usw. erhält jede Kommune eine mehr oder minder hohe Finanzzuweisung, die sogenannte  Schlüsselzuweisung.

Mit der Modellrechnung für das Gemeindefinanzierungsgesetz 2012 hat die rot-grüne Landesregierung ihre Modalitäten für die Schlüsselzuweisungen geändert. Neben der stärkeren Gewichtung der Soziallasten einer Kommune wurden weitere Kriterien angepasst. Für die Verteilung der Landesmittel erhalten Ganztagsschulen eine größere Bedeutung.

5. Kurze Schulwege

Die Schüler in den Gemeinden Gangelt und Selfkant verbingen nicht selten 2 Stunden am Tag mit Schulbusfahrten, um Schulen in Heinsberg und Geilenkirchen zu erreichen. Durch die Errichtung der Gesamtschule werden diese Busfahrten in Zukunft deutlich kürzer. 

6. Gesamtschule

Die Gesamtschule in NRW hat sich als Schule etabliert, was sich im Willen der Eltern und Kinder in den letzten Jahren gezeigt hat. Der Zustrom an Schülern zu dieser Schulform spiegelt die vorgenannte Aussage wieder. Die Chancengleichheit der Schüler, die umfangreichen Differenzierungen, die Förderung der unterschiedlichen Neigungen und die Möglichkeit aller Schulabschlüsse sind ein gelungenes Rezept für eine bildungstaugliche Schule.