Schülerinnen und Schüler haben kein eigenes Bild vom Leben unter dem SED-Regime, das seit 30 Jahren Geschichte ist. Das Leben in einer kommunistischen Diktatur ist für sie unvorstellbar. Der Besuch des Zeitzeugen Sieghard Heyers an unserer Schule am 14.06.2019 machte sie erlebbar.

Sieghard Heyers (geb. 1962 in Leipzig) wuchs in schwierigen Familienverhältnissen auf. Seine Mutter war überzeugte SED-Funktionärin, sein Vater sehnte sich nach einem freiheitlichen Leben im Westen. Als aktiver Leistungssportler im freien Ringkampf lernte er zunächst die Vorzüge des Systems kennen. Nachdem er sich jedoch während einer politischen Schulung kritisch äußerte, wurde er aus dem Trainingszentrum ausgeschlossen. Daraufhin stellte er im September 1983 einen Ausreiseantrag. Von da an litt er massiv unter den Repressionen der SED-Regimes. Im September 1983 geriet er in Streit mit einem SED-Funktionär und kam daraufhin wegen angeblicher Beleidigung in Haft. Im Rahmen des Häftlingsfreikaufs gelangte er im Dezember 1983 in die Bundesrepublik.

 
 

Hundert Schülerinnen und Schüler trafen in der Mensa der Gesamtschule Gangelt-Selfkant ihren Zeitzeugen. Sie hörten, wie Herr Heyers als Jugendlicher plötzlich ins Visier der Stasi und schließlich ins Gefängnis geriet. Dabei schilderte er seine Erlebnisse knapp 90 Minuten lang so anschaulich und emotional, dass die Schüler ihm mit bemerkenswerter Aufmerksamkeit folgten und eindrucksvoll bewegt Geschichte erleben durften.

 
   
 

Die Veranstaltung wurde vom Koordinierenden Zeitzeugenbüro vermittelt. Es fungiert als gemeinsame Servicestelle der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Berliner Mauer und ist an der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen angesiedelt. Gefördert wird das Projekt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Das Koordinierende Zeitzeugenbüro betreibt ein Online-Portal, das bundesweit Menschen, die von der DDR politisch verfolgt wurden, die Widerstand geleistet oder die die Teilung Deutschlands in besonders einschneidender Weise erlebt haben, zu Zeitzeugenveranstaltungen vermittelt. Auf diese Weise soll der zunehmenden Unwissenheit und Verklärung im Zusammenhang mit der SED-Diktatur entgegengewirkt werden. Nähere Informationen gibt es unter: www.ddr-zeitzeuge.de.