Der Initiativkreis „Stolpersteine helfen…auch in Gangelt“ hat zur dritten und letzten Runde der Stolpersteinverlegung eingeladen. Diesmal (2. Februar 2018) wurden 13 Gedenksteine vor ehemaligen Wohnhäusern jüdischer Bewohner in Gangelt in der Hanxlerstraße 4 und der Sittarderstraße 11 verlegt.

Hierbei handelt es sich um die Familien Hertz und Rosendahl mit deren Schicksalen sich Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Gangelt-Selfkant auseinandergesetzt haben.

 
 

Die Schülerinnen und Schüler Christian Maaßen (10.2a), Chiara Güsgen (10.2b) und Maurice Winkens (10.2a) beschäftigten sich mit den Schicksalen der Familie Hertz, die in Gangelt auf der damaligen Bahnhofstraße 193a (heute: Hanxlerstraße 6) ein für damalige Verhältnisse recht großes Anwesen besaßen und einen recht umfangreichen Viehhandel betrieben haben.

 
 

Die Eheleute Hermann und Pauline Hertz (geb. Levi) hatten vier Kinder, wobei ihr Sohn Max bereits im 1. Weltkrieg als Soldat fiel. Seinen Namen findet man noch auf dem Kriegerdenkmal des Gangelter Friedhofs. Die Familie verkaufte ihr Anwesen im Jahr 1937 und zog in die Niederlande nach Schinnen-Puth zu Verwandten. Hermann Hertz wurde jedoch dort im Mai 1943 durch die deutsche Wehrmacht verhaftet und im Konzentrationslager Vught inhaftiert. Anschließend wurde er nach Westerbork ins Sammellager überstellt bis er schließlich am 14. Mai 1943 in Sobibor ermordet wurde. Ebenso wurde auch seine Tochter Hedwig im April 1943 gefangen genommen, durchlitt Qualen im Konzentrationslager Vught und Westerbork bis sich schließlich in Auschwitz im September 1943 im Alter von 47 Jahren ermordet wurde. Der älteste Sohn der Familie Leo Hertz durchlitt ein ähnliches Schicksal. Er wurde über Westerbork nach Mauthausen ins Konzentrationslager deportiert, wo er schließlich im Oktober 1942 im Alter von 52 Jahren ermordet wurde. Seine Frau sowie seine beiden Kinder überlebten den Holocaust und ihnen gelang die Flucht nach Montevideo.

 
 

Die Schülerinnen und Schüler Erich Rausch (10.2b), Gina Küppers (10.2b) und Benjamin Graff (10.2b) beschäftigten sich mit den Schicksalen der Familie Helmut David Rosendahl. Ihr Vortrag beruht auf einem Bericht, den Helmut Rosendahl am 20.08.1984 im Gangelter Rathaus selbst gehalten hat. Helmut David Rosendahl begab sich 1938 illegal in die Niederlande in die Nähe von Rotterdam, von dort zog er nach Einmarsch der Deutschen 1940 weiter zu seiner Schwester und seinem Vater nach Hilversum.

 
 

1942 wurde er verhaftet und nach Westerbork gebracht, wo er seinen Bruder Erich traf. Schließlich wurde er 1944 nach Theresienstadt deportiert, bis er schließlich vier Wochen später nach Auschwitz-Birkenau kam. An diesem Ort erlebte Unmenschliches. Er war dort noch drei Tage mit seinem Bruder Erich zusammen, danach sah er ihn nie wieder, da dieser, wie Helmut erst später erfahren sollte, im Februar 1945 im Steinbruch von Mauthausen-Ebensee umgekommen war. Helmut selbst kam ins Konzentrationslager Gleiwitz, erlebte grauenvolle Schicksale und arbeitete dort für eine Eisenbahnwerkstatt unter nichtvorstellbaren Umständen bis er schließlich im Januar 1945 durch die Russen wie durch ein Wunder befreit und Richtung Westen gebracht wurde, wo er schließlich auch seinen Vater wieder traf. 1950 wanderte der inzwischen verheiratete Helmut Rosendahl mit seiner Frau und seiner Tochter in die USA aus und wurde in L.A. ansässig, wo er 2007 im Alter von 90 Jahren verstarb.

 
 

Auch wenn das Wetter in diesem Jahr sehr nass und kalt war, und aufgrunddessen die Anzahl der Beteiligten etwas geringer im Vergleich zu den Vorjahren ausfiel, bedankte sich Herr Backhaus (Sprecher des Initiativkreises) bei vielen Anwesenden für ihr Kommen und betonte die große Anteilnahme bei den Bürgerinnen und Bürgern, die die Gedenkveranstaltungen mit unterstützt haben und deren positive Resonanz er deutlich wahrgenommen hat.  

J. Vriens